Finns Ethik-Begriff und LET-Erkenntnis
Wyssala Kyndanska
Im ‚Kunstkonzept‘ schreibt Finn Tott–Valo, was er unter Ethik versteht:
Die Große Wahrheit, der Lichte Geist, die lebendige, alles umfassende Kraft, die führt und ist, die wahre Natur des Menschen und Ethik sind Namen für ein und dasselbe.
Die wahre Natur des Menschen ist sein geklärter innerer Bereich.
Wenn er aus dem klaren oder geklärten inneren Bereich will, dann ‚will‘ die Große Wahrheit, der Lichte Geist, die lebendige, alles umfassende Kraft, die Ethik.
Die Große Wahrheit, der Lichte Geist, die lebendige, alles umfassende Kraft, die führt und ist, der ethische Bereich im Menschen ist das Empfinden des Eins-Seins auf allen Ebenen mit allem. Tott-Valo setzt also wegen seines Lichterlebnisses die wahre menschliche Natur, Ethik und die alles umfassende lebendige Kraft gleich:
Goldomede(n).

Der Begriff Ethik ist nicht nur erweitert, er ist verlebendigt.
Wer in dem Bewusstsein will: Ich weiß, dass wir alle miteinander verbunden sind in der einen lebendigen Kraft, der handelt immer weniger und weniger egoistisch: Ich will nichts für mich. Er will und handelt in Tott-Valos Sinne immer ethischer.
‚LET – Erkenntnis‘

Die von Finn Tott–Valo mitgeteilte Erkenntnis, dass alles durch die allem Denk- und Beobachtbaren zugrundeliegenden ersten Elemente, die wiederum eines sind (LET), miteinander verbunden ist, sogar lediglich daraus besteht, gibt einen Impuls, die Welt, inklusive des menschlichen ‚Innenbereichs‘, durch Denken anders als wissenschaftlich zu erkennen.
Überprüfen wir seine Behauptung denkerisch zunächst an dem uns auf der Erde und in der Erde und im Umkreis der Erde als Natur Umgebenden:
Alles als Natur in die ‚Erscheinung Getretene‘ hat – eher dauerhaft oder eher flüchtig – eine gewisse Farbe und eine gewisse Dichte, die uns bei Beleuchtung mehr oder weniger beobachtbar sind. Eine gewisse Temperatur und eine gewisse Ausdehnung / Entfernung sind ihnen entsprechend zugehörig. Dass alles äußere Natürliche LET enthält, macht das sie Verbindende aus, die unterschiedlichen Konstellationen die Mannigfaltigkeit. Dieser ‚Baustoff‘ ist uns mit bloßen Sinnen nicht oft gänzlich erkennbar. Da das L (Farbe und Dichte) immer der E entspricht, E immer der T und L der T und sie ineinander wirken, sind sie eines.
Aber nicht nur dieses ‚äußere‘ Licht, das sich uns in Dichte und Farbe zeigt, diese ‚äußere‘ Entfernung / Ausdehnung und diese ‚äußere‘ Temperatur meint Tott-Valo, denn er sagt‚ „…dass alle Erscheinungsformen … sich dem Menschen (gedanklich) als Licht – Entfernung und Temperatur in mehrfachem Sinne‚ zeigen.1
In mehrfachem Sinne. Wie ist das gemeint?
Betrachten wir in Bezug auf die LET-Erkenntnis eine dem Menschen bewusste Handlung: Die Handlung oder Tat – Arm- und Beinbewegungen, Worte, die dazu vielleicht gehören – ist das ‚Ding‘, das ‚in die Erscheinung tritt‘. Jede Handlung – Handlung ist auch das, was die Persönlichkeit andere Menschen zu tun veranlasst – wird von einer Persönlichkeit verübt. Diese Persönlichkeit hat ein gewisses Bewusstsein von sich selbst, eine gewisse Gesinnung (eher dauerhafte Charaktereigenschaften und / oder flüchtig momentan aufwallendes Gefühl, momentan auftretende Gedanken), den Willen, der zu der Tat führt. Und ein – häufig unbewusst bleibendes – Gefühl begleitet die Handlung.
Die Handlung und ihr in die ‚Erscheinung’ tretendes Ergebnis spiegeln das Bewusstsein, den Willen, die Gesinnung dieses Menschenwesens.
Im ‚Innenbereich‘, wie Tott-Valo es nennt, ist das Bewusstsein von sich selbst das Licht; was es von sich selbst zu denken vermag, ist der Helligkeitsgrad des Bewusstseinslichtes; der Wille ist die Entfernung und die Gesinnung mit dem ihr entsprechenden die Tat begleitenden Gefühl ist die Temperatur. Und das ‚Ding‘ spiegelt dieses ‚menschliche LET‘ wider: Welches Selbstbewusstsein hat das Ding in welchem Willen aus welcher Gesinnung hervorgebracht?
LET in mehrfachem Sinne heißt: Das ‚Ding‘ spiegelt in seinem ‚äußeren‘ LET das menschliche LET, durch das es in die ‚Erscheinung‘ getreten ist, spiegelt das Bewusstseinslicht (L), den Willen (E) und die Gesinnung (T) eines Menschenwesens.
Das Ding macht sich nicht selber, es wird von einem Wesen in seinem LET hervorgebracht.
Aus dieser Erkenntnis folgt logisch, da nichts sich selber macht, dass alles Denk- und Beobachtbare aus LET(Bewusstseinslichtern, Willen, Gesinnungen) von Wesen entstanden ist, die es bedingen und die sich in dem hervorgebrachten Ding, dem in die ‚Erscheinung Getretenen‘ spiegeln: in allen Formen, Sinnestätigkeiten, Organtätigkeiten, Krankheiten, im Verhalten der Tiere, im Weltraum, in der Zeit, in den Geschichtsepochen, den Erfindungen, der Kunst, den Kunstepochen und so in allem Beobachtbaren.
Alles sind Taten, alles wird getan: entsteht, ist‚ vergeht:
‚Walzer‘.

Da das Bewusstsein, der Wille und die Gesinnung ineinander wirken, sagt Tott-Valo, sie seien eins.
Ohne den Willen dazu kann etwas nicht in die Erscheinung treten. Daher sagt Tott-Valo, es bestehe lediglich daraus. Ohne diesen Willen (Bewusstsein, Gesinnung) kann es nicht denkbar bzw. beobachtbar sein.
Die alles Denk- und Beobachtbare hervorbringenden Wesen, inklusive des Menschenwesens, wirken mit- und ineinander – verbunden in der einen lebendigen Kraft.
Gilt die LET-Erkenntnis auch für den menschlichen Innenbereich? Sind auch Denken, Fühlen, Wollen, Erinnern, Gewissensregungen, Bewusstsein und die Bezeichnung für sich selbst Spiegelungen der Taten von Wesen in ihrem LET?
Ja.
Finn Tott-Valo ist sich bewusst:
‚Ich denke –also bin ich nicht –denn das ist Fremdbestimmtheit –
Fremdbestimmtheit ist nicht Sein – sondern Ausführung‘.2
Und: ‚Mich anders besinnend, wie ich meinte, in Wirklichkeit aber einem anderen Impuls folgend‘.3
Und: ‚Eine Intuition, die zum Positiven führt, ist ein ethischer Impuls‘.4
Eine Intuition ist etwas, das der Mensch innerlich bemerkt oder auch nicht bemerkt: ein Gedanke, ein Gefühl, ein Wille zu etwas, eine Erinnerung, eine Gewissensregung. Ein Impuls ist etwas, das gegeben wird.
Wir erkennen – nach Tott-Valo – nicht den Impuls, nur das, was er in uns ist.
Wir bemerken unser Selbstbewusstsein: Ich bin ein Ich, aber wir erkennen nicht das LET, das es uns gibt. Das nehmen wir nicht wahr. Wir bemerken Gedanken, Gefühle, aber erkennen nicht die LET, die sie uns geben:
‚Du bist ein Sternenkind‘.

Diese nehmen wir nicht wahr. Die LET-Erkenntnis und Platons Höhlengleichnis drücken dasselbe aus.
Ist der Mensch also lediglich ‚Produkt eines Teamworks‘, lediglich Ausführer von Impulsen, die ihm gegeben werden von Wesen, die er nicht wahrnimmt?
Nein.
Finn Tott-Valo ist sich bewusst:
‚Der Mensch kann wählen‘.5
Wenn er etwas denkt, fühlt, ausführt, ohne sich dafür bewusst entschieden zu haben, ist er nur Ausführer. Dann tut ein anderes LET in ihm durch ihn. Nur wenn er eine Wahlmöglichkeit bemerkt und sich bewusst für den einen, nicht den anderen Gedanken entscheidet, das eine, nicht das andere Gefühl zulässt, den einen und nicht den anderen Willensimpuls ausführt, tut der Mensch. Denn das, was er kann, ist wählen.
Was Tott–Valo in der LET-Erkenntnis gibt, kann der Mensch durch vorurteilsfreies, logisches Denken nachvollziehen, wenn er will. (Welches LET wirkt in ihm, wenn er nicht will?) Er kann zu einer anderen als der wissenschaftlichen Welt- und Selbstauffassung gelangen. Mit den ihm im Normalbewusstsein zur Verfügung stehenden Erkenntnismitteln kann er sie nachvollziehen. Er braucht nicht das ‚Licht-Erlebnis‘ gehabt zu haben.
Tott-Valo teilt uns auch die Erkenntnis mit, die er durch sein Erlebnis im Sein-Zustand der ‚Großen Wahrheit‘, das in Sprache nicht ausdrückbar ist, ‚erworben‘ hat. Diese Erkenntnis betrifft das Selbstbewusstsein. Nach dem Erlebnis hat er das Bewusstsein: Der Mensch ist verbunden mit allen und allem Lebendigen. Er ist eins auf allen Ebenen mit allem. Die trennenden Dinge liegen außerhalb von ihm. Sie sind nicht seine wahre, ihn mit allem verbindende Natur.6 Setzt man die LET-Erkenntnis in Beziehung zu dem Lichterlebnis der ‚Großen Wahrheit‘, so wäre das Selbstbewusstsein ‚Ich bin eins auf allen Ebenen mit allem‘ das hellste Licht im Innenbereich. Aus diesem Selbstbewusstsein ‚erwächst‘ ein anderer Wille als aus dem normalen Ich-Du-Bewusstsein. Daraus würde der Wille ‚erwachsen‘: Ich tue nicht für mich, ich tue für die ‚anderen‘, denn wir sind eines. Ich will nichts für mich. Das wäre keine Entfernung. Und in diesem Willen wäre die Gesinnung das Gefühl des Eins-Seins, das ist der Liebe. Das wäre die höchste Temperatur.
Finn Tott-Valos Mitteilung über das Eins-Sein-Bewusstsein kann der Denker nicht unbedingt durch die zur Verfügung stehenden Erkenntnismittel nachvollziehen. Er kann nur annehmen, dass Tott-Valo uns entweder eine Unwahrheit oder die Wahrheit sagt.
Wenn er sich entscheidet, der Mitteilung zu glauben, und wenn er sich entscheidet, das Eins-Sein-Bewusstsein selber anzustreben, kann ihm die LET-Erkenntnis noch etwas anderes sein als ‚nur‘ ein Mittel, um zu einer lebendigen Welt- und Selbstanschauung zu gelangen.
Sie kann zur Entscheidungshilfe werden bei den vielen Wahlen, die der Mensch in seinem Leben zu treffen hat:
Bei den Willensimpulsen, die er bemerkt, entscheidet er sich für denjenigen, der zu einer Handlung mit weniger Egoismus führt als der andere es täte. Bei den Gedanken entscheidet er sich für diejenigen, die zu einem nicht egoistischen Willen führen können, und – auch beim Urteilen – für diejenigen, die liebevoll und nicht beispielsweise gehässig oder abwertend sind. Bemerkt er, dass in ihm Gefühle kämpfen, würgt er diejenigen willentlich und bewusst ab, die seinen Egoismus oder Lieblosigkeit nähren. Durch seine Wahl wird sein LET ethischer. Denn er weiß: Wählt er nicht bewusst, tun andere in ihm. Wählt er nicht bewusst, folgt er nur dem LET, das in dem Kampfe das stärkere ist. Er muss sich seiner Gedanken, Gefühle, Willensimpulse bewusst werden, damit er ‚ethisch‘ wählen kann:
‚Verdeckte Omede‘.

- Siehe Kunstkonzept ↩︎
- Gedicht vom 22.8.2000 ↩︎
- Loser undatierter Zettel ↩︎
- Loser undatierter Zettel, eingelegt in Heft ETH 1 ↩︎
- Undatierter loser Zettel ↩︎
- Siehe Ethik-Begriff ↩︎